Und was sich reimt, ist gut...

Ich muss gestehen, ich bin etwas blauäugig an das Reimen meines Buches herangegangen. Ich dachte mir: „Wird schon nicht so schwer sein, Hauptsache es reimt sich am Ende.“ Und das waren die Reaktionen der Testleser auf die erste Version:

  • „Ich mag Deine Bilder sehr, finde aber persönlich, offen gestanden, dass der Text qualitativ noch dahinter zurückbleibt.“
  • „Was den Text anbelangt waren wir uns einig: manchmal etwas holprig - erweckte den Eindruck:  um des Reimes Willen  ;-) „
  • „...ich habs auch ein bisschen schwer gefunden wenn man das Buch laut vorlest. Dadurch dass die Reime unterschiedlich lang sind, bin ich öfters ins "Holpern" geraten...“
  • „…die biologischen Widersprüche, die Du teils schon angesprochen hast, …. (…. die Vogelmama muss ihrem Kind nicht gleich klein beigeben - das ist eher unglaubwürdig ….)“
  • „Zu den Reimen: Da würd ich – wie gesagt - nochmal drüber gehen. Wenn Reim, dann sollte da noch mehr sprachlicher Witz rein.“
  • „Wir haben generell das Gefühl, dass die Reime kürzer sein müssten.“

 

Nun ja, manch einer hätte da vielleicht schon das Handtuch geworfen. Für mich war das aber erst der Ansporn, ernsthafter an die Sache ranzugehen. Die alles entscheidende Erkenntnis: Mir fehlte schlichtweg das „Wissen“. Und Reimen ist, wie ich erfahren musste, eine Wissenschaft für sich.

 

Durch mehrere glückliche Zufälle habe ich Menschen gefunden, die mir weiterhelfen konnten. Und ich erhielt Nachhilfe in Sachen 

  • grammatikalische Verdreher
  • Reimformen, Reimschemata - tja, die haben ihren Sinn 
  • (unnötige und notwendige) Füllwörter
  • Auswirkungen (unterschiedlicher) Satzlängen
  • unnatürliche Sprache
  • biologische Widersprüche

Kennst du das Gefühl, zu wissen, dass etwas nicht stimmt, aber du nicht weißt, woran es liegt? Ich hatte endlich meine Antwort gefunden. Jetzt musste ich das „nur“ noch umsetzen…

 

Ziemlich genau geschätzt hat mich diese Korrektur in etwa 120 weitere Stunden beansprucht. Von wegen „locker flockig mal gereimt“. Aber ich habe mir sagen lassen, dass es beim zweiten Buch dann einfacher wird. Das Ergebnis ist, wie ich finde, eine klare Steigerung. Was meinst du? 

Vorher

Einem Vogelmädchen konnte es nicht schnell genug gehn,

es wollte unbedingt vor allen andern den Frühling sehn.

Merula packt ganz plötzlich der Mut,

was sie dann tut, ist gar nicht gut.

Der Plan zur Rettung muss funktionieren,

für die Freundschaft zwischen den Tieren. 

Nachher

Merula war zuerst zu sehn,

sie wollte schnell die Welt erspähn.

Merula packt der Übermut,

sie düst davon, das ist nicht gut. 

Klein Paul muss rasch zu Hilfe eilen,

am Plan kann er nicht lange feilen.


Reime dich, oder ich fresse dich. 

(Gottfried Wilhelm Sacer, dt. Dichter) 


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